Gewalt erkennen

Veranstaltung „Gewalt erkennen“ am 26.11.24 im Rathaus Oyten

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen und Mädchen wurde zu einem spannenden Vortrag im Rathaus Oyten eingeladen.

Hanna Kay von der Frauenberatung Verden e.V. gab uns einen Überblick über ein Thema, das uns alle angeht und Frauen und Mädchen aller sozialen Schichten, Milieus und kultureller Hintergründe treffen kann. Die aktuellen Zahlen des BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) erschreckten uns Teilnehmende: 25% aller Frauen erleben demnach körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft und zwei von drei Frauen erleben sexuelle Belästigung. Das BKA (Bundeskriminalamt) gibt an, dass jeden Tag eine Frau in Deutschland durch ihren (Ex-) Partner ermordet wird oder es einen Versuch gab.

Die Täter finden sich überwiegend im persönlichen Umfeld der Frauen und Mädchen, d.h. es sind Väter, Brüder, Onkel, vermeintliche Freunde, Mitschüler und Kollegen, die Gewalt ausüben. Dabei wird unterschieden in physische, soziale, psychische, ökonomische und sexualisierte Gewalt, durch die die Täter Macht und Kontrolle ausüben wollen.

Warum fällt es den betroffenen Frauen und Mädchen so schwer, eine Beziehung zu beenden, in der sie misshandelt und schikaniert werden? Weil sie in einem sogenannten Gewaltkreislauf gefangen sind. Dieser beginnt mit einem Gewaltausbruch des Partners, nach dem die Betroffene versucht, sich zu schützen oder zu schlichten. Darauf folgen Reue und Zuwendung des Täters, in der Betroffenen keimt die Hoffnung, dass sich die Situation verbessert. Daran schließt sich ein Spannungsaufbau an, der Täter reagiert empfindlich auf Konflikte und Stress. Die Betroffene vermeidet Konfliktsituationen, passt sich an und tut alles, um eine erneute Eskalation zu vermeiden. Meistens mündet es in einem erneuten Gewaltausbruch. Frau Kay erklärte, dass die Betroffenen ungefähr drei bis vier Versuche unternehmen, ehe sie diesen Kreislauf durchbrechen und die Beziehung beenden. Die Gewaltausbrüche des Täters nehmen nach einer Trennung erfahrungsgemäß zu, sodass die Betroffenen in dieser Situation besonders schutzbedürftig sind.

Was können wir tun, wenn unsere Freundin, Mutter, Tochter, Nachbarin oder Kollegin Gewalt durch ihren (Ex-) Partner erfährt? Der erste Schritt besteht darin, die eigene Wahrnehmung zu schildern und keine Vorwürfe zu machen. Wichtig sei, so Frau Kay, die Freundschaft aufrechtzuerhalten und Unterstützung anzubieten, auch wenn es schwerfalle, die Situation mitanzusehen. Nach einem Gewaltausbruch seien die Betroffenen am ehesten bereit, sich helfen zu lassen. Hier kann die Frauenberatung in Verden sehr gut unterstützen und ggf. einen Platz in einem Frauenhaus anbieten. Auch als Freundin einer Betroffenen gibt es die Möglichkeit, sich professionell beraten zu lassen.

Welche präventiven Möglichkeiten gibt es? Wir müssen dazu an der Basis, der mangelnden Gleichstellung der Geschlechter, anfangen. Hier ist besonders die Politik gefragt, die durch Gesetze Mütter in der Vereinbarkeit zwischen Kinderbetreuung und Beruf stärken muss. In einer angeregten Diskussion tauschten sich die Teilnehmenden über ihre persönlichen Erfahrungen aus. Hier zeigten sich Unterschiede zwischen den Generationen, zwischen Ost- und Westdeutschland aber auch die jeweiligen persönlichen Entscheidungen. Frauen sollten sich solidarisch zeigen und die Entscheidung für einen Krippenplatz zugunsten der beruflichen Karriere oder die Elternzeit von drei Jahren, um sich um das Kind zu kümmern, akzeptieren und nicht abwerten.

Unsere Bundesregierung hat in der vergangenen Woche das Gewalthilfegesetz beschlossen. Frauen und Mädchen, die Opfer geschlechtsspezifischer und/oder häuslicher Gewalt sind, steht ein kostenfreier Zugang zu Schutz- und Beratungsstellen ab 2030 rechtlich zu. Bisher werden Beratungsstellen und Frauenhäuser durch die Länder und Kommunen finanziert, ab 2027 sollen auch Gelder aus dem Bund in die Finanzierung einfließen. Frau Kay konnte berichten, wie mühselig es sei, die Finanzierung wichtiger Projekte zu erhalten. Die Laufzeit sei oftmals begrenzt und werde dann aus finanziellen Gründen nicht verlängert. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, mehr Frauen in die Politik zu bringen, damit wichtige feministische Themen angegangen werden.

Kontakt zur Frauenberatung Verden, Grüne Straße 31:
Frauen- und Mädchenberatung bei Gewalt 04231 85120
Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung 04231 85129
info@frauenberatung-verden.de

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